Editorial

Geopolitische Planungen, Erster Weltkrieg und die Ukraine-Krise

Am 25. Mai – eine Woche nach Redaktionsschluss – waren in der Ukraine Wahlen. Dieses Ereignis warf seine blutigen Schatten voraus. Über die Ereignisse in diesem krisengeschüttelten Land wird in den westlichen Medien so viel gelogen, dass die großen Gesichtspunkte im Auge behalten werden sollten. Es geht um die geopolitische Behauptung der Macht der «einzigen Weltmacht», wie Zbigniew Brzezinskis Programmschrift aus dem Jahre 1997 hieß.* Es geht um die Schwächung Russlands durch Aufspaltung der Ukraine. Auf dem Schauplatz erst der West- dann der Ostukraine sind multinationale Söldnertruppen tätig, deren Ziel eben diese Spaltung ist. Sie scheuen nicht vor Brutalitäten zurück. Dafür werden sie bezahlt. Die westlichen Medien kümmern sich kaum um sie und ihre Geldgeber. Was hat man z.B. über die Verbrennung von 40 Menschen in Odessa erfahren? Wir empfehlen unseren Lesern, von Zeit zu Zeit russia today (http://rt.com) einzuschalten. Die gewiss manchmal ebenfalls einseitigen Nachrichten bieten eine unerlässliche Ergänzung zum westlichen Mediengedröhn von den eroberungsdurstigen Russen mit ihrer brutalen Krim-Annexion. Die Nachrichten werden u.a. auf Englisch, Spanisch und Arabisch gesendet. Besonders sehenswert: cross talks mit Peter Lavelle. Die großen geopolitischen Linien werden offen zur Sprache gebracht.**
US-Außenminister John Kerry attackierte den Sender kürzlich scharf. Der offen- sichtliche Grund: Es steht nicht nur das Dollar-Monopol, sondern auch das westliche Medien-Monopol auf dem Spiel.
Das heutige Russland befindet sich in einer Spiegelsituation zum Russland vor 100 Jahren. Damals mobilisierte das Zarenreich ohne zwingende Notwendigkeit in Richtung Westen. Heute mobilisiert die NATO – eine multinationale europäische Söldnerarmee für globale US-Interessen – ohne zwingende Notwendigkeit in Richtung der russischen Grenzen. Ein Bruch des von Helmut Kohl und James Baker nach dem Mauerfall gegebenen Versprechens an Gorbatschow, «die NATO um keinen Zenti- meter nach Osten zu bewegen», wie Gorbatschow 2009 in einem Bild-Interview in Moskau sagte.***

Neben der Lügenflut über die Hintergründe des Ersten Weltkriegs, die gegenwärtig ebenfalls Hochzeit feiert, ragen zwei Publikationen heraus, welche die westlichen geopolitischen Planungen und Aktivitäten vor und während des Ersten Weltkriegs ungeschminkt zur Sprache bringen: Hidden History – The Secret Origins of the First World War von Gerry Docherty und James MacGregor, und das Buch Lord Milner’s Second War von John P. Cafferky. Alle drei Autoren beziehen sich auf Caroll Quigley’s Untersuchungen The Anglo-American Establishment, ein wegweisendes Werk, welches erst einige Jahre nach Quigley’s Tod erscheinen konnte – im Jahre 1981, also vor genau dreiunddreißig Jahren. Schließlich kam soeben das lang erwartete Werk von Markus Osterrieder heraus: Welt im Umbruch. Nationalitätenfrage, Ordnungspläne und Rudolf Steiners Haltung während des Ersten Weltkrieges.****

Hoffnungslichter im Lügennebel!
Thomas Meyer

In der Doppelnummer fehlten die Editorial-Fußnoten. Korrigendum auf Seite 35.

* Dazu siehe auch http://www.neopresse.com/politik/usa/ usa-ukraine-brzezinskis-geopolitische-strategie-wird-weiter-umgesetzt/
** Im 21. Jahrhundert war der wirksamste Großhebel für die Umsetzung der langfristigen geo- politischen Planungen der 11. September 2001. Einer der mutigsten Aufklärer dieses Ver- brechens war der Amerikaner Mike Ruppert. Er nahm sich am 13. April dieses Jahres das Leben.
*** http://www.bild.de/politik/2009/bild-medienpreis/die-deutschen-waren-nicht-aufzu- halten-7864098.bild.html
**** Eine Rezension dieser Bücher wird folgen.