Editorial

Prinzen, Monarchen und das Drama der Zukunft

Am 19. Februar dieses Jahres war bei der Eröffnung eines Kongresses für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise ein Video zu sehen, auf welchem Prince Charles von England eine Ansprache hielt. Der Prinz geißelt darin in ruhiger und sachlicher Art die zerstörerische Behandlung der Erde durch künstliche Düngemittel und Monokulturen usw. Ermacht darauf aufmerksam, dass die richtigen Mittel längst bereitgestellt worden seien, durch den Landwirtschaftlichen Kurs, den Rudolf Steiner 1924 in Koberwitz abgehalten hatte. Es handle sich einfach darum, dass Steiners Angaben endlich weltweit aufgegriffen und befolgt würden.  (Siehe http://www.convegnobiodinamica.it/it/video-19-febbraio-2016/)

Prince Charles schloss sich mit dieser Ansprache einer Reihe anderer repräsentativer Persönlichkeiten an, welche für eine neue, dreigegliederte Weltordnung im Sinne geisteswissenschaftlicher Impulse ein Ohr besaßen.

In den späten 30er Jahren des letzten Jahrhunderts setzte sich der belgische König Leopold III. von Belgien für die Errichtung eines von W.J. Stein geleiteten Instituts in Brüssel ein. Dieses hatte den Zweck, für eine aufzubauende Ordnung der Weltwirtschaft die Daten der Realwirtschaft und der weltweiten Ressourcen zu sammeln und zu koordinieren. Stein sprach wiederholt mit dem interessierten Monarchen über Weltgeschichte aus anthroposophischer Beleuchtung. Er hatte auch Kontakt mit Prinz Bernhard der Niederlande aufgenommen, der sich ebenfalls für die Arbeit des Instituts interessierte. Sowohl Grundintentionen der Währungs-Konferenz von Bretton Woods (1944) wie auch die 1954 durch Prinz Bernhard ins Leben gerufene Gruppe der «Bilderberger» fußten, allerdings in modifiziertem Sinne, auf den Bemühungen des Brüsseler Instituts, das bei Kriegsbeginn geschlossen werden musste. Stein hatte es auf Anregung von D.N. Dunlop, dem Begründer der noch heute als World Energy Congress existierenden World Power Conference ins Leben gerufen. (Siehe J. Tautz, Walter Johannes Steine – Eine Biografie.)

Im Juli 1924 hatte D.N. Dunlop Edward VIII., den Prinzen von Wales, dafür gewinnen können, die World Power Conference zu eröffnen, was ihr von Anfang an Bekanntheit und hilfreiches Prestige verlieh. (Siehe Thomas Meyer, D.N. Dunlop – Ein Zeit- und Lebensbild.)

Im Sommer 1917 überreichte Arthur Polzer-Hoditz Kaiser Karl I. von Österreich-Ungarn ein Memorandum für die mögliche Neugestaltung der Verhältnisse in der Doppelmonarchie. Diese Tatsache wurde, nebst dem erstmaligen Abdruck dieses Memorandums, in der Biografie Kaiser Karls von Arthur Polzer-Hoditz zur Sprache gebracht; in der englischen Ausgabe dieses Buches aus dem Jahre 1930 wurde sie unterdrückt. (Siehe Thomas Meyer, Ludwig Polzer-Hoditz – Ein Europäer.)

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Zum 400. Todestag von William Shakespeare am 23. April erinnern wir an ein Traumgesicht, das Shakespeare mit ägyptischen Mysterien in Zusammenhang bringt. Es stammt von Ludwig Polzer-Hoditz, der selbst eine große, römische  Monarchenvergangenheit besaß und am 23. April 1869 geboren worden war.

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Liegt in ägyptischen Einweihungsritualen der Ursprung der späteren dramatischen Kunst Shakespeares? So wie Shakespeare einen absoluten Gipfel abendländischer Dramatik darstellt, so legte im 20. Jahrhundert Rudolf Steiner mit seinen Mysteriendramen den Keim für die Dramatik der Zukunft. Sie wird auf die Realität von Reinkarnation und Karma aufbauen.

Möge das diesjährige Osterfest die wahrhaft zeitgemäßen Geistestaten von Monarchen, Dichtern und des Begründers der Geisteswissenschaft und seiner treusten Schüler – in wirksamer Realdramatik auferstehen lassen.

Thomas Meyer