Rudolf Steiner

Rudolf Steiner (27. Februar 1861 – 30. März 1925) studierte in Wien Naturwissenschaften und wurde Herausgeber von Goethes Naturwissenschaftliche Schriften. Er schufeine Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung, in der er die bis heute nachwirkenden Anschauungen Kants widerlegte; 1891 folgte die Doktorarbeit Wahrheit und Wissenschaft. Sein 1894 erschienenes Werk Die Philosophie der Freiheit zeigt den geistig-objektiven Charakter des Denkens auf und begründet die erkenntnismäßige und ethische Autonomie des Menschen. Dieses Werk enthält nach Steiners eigener Aussage die Keime für die später auch Anthroposophie genannte Geisteswissenschaft. Diese bezieht aufgrund einer Entwicklung seelischer und geistiger Wahrnehmungsorgane (siehe u.a. Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?) auch die Gebiete des Übersinnlichen in den Bereich wissenschaftlicher Forschung ein.
Steiner verfasste rund 30 Werke und hielt über 6000 Vorträge.
Er sprach u.a. über die Hintergründe des Zeitgeschehens und zeigte die großen Linien der römischen und westlichen Politik auf. Er setzte sich 1919 für die Veröffentlichung der Aufzeichnungen Helmuth von Moltkes ein, um eine Alleinschuld-Erklärung gegen Deutschland zu verhindern, wie sie im Versailler Vertrag dann festgeschrieben wurde. Er zeigte die Alternative zum zerfallenden Nationalstaat auf und ließ entsprechende Memoranden durch Schüler an die deutschen und österreichischen Regierungen gelangen.
Steiners Wirken im Rahmen der Theosophischen und später der Anthroposophischen Gesellschaft galt dem systematischen Ausbau der von ihm begründeten Geisteswissenschaft. Diese befruchtete nicht nur die traditionellen Wissenschaften, sondern führte auch zur Schaffung der neuen Bewegungskunst Eurythmie und zu neuen Impulsen für das soziale Leben (soziale Dreigliederung). Auch Pädagogik, Landwirtschaft und Medizin sowie das religiöse Leben erhielten völlig neue Impulse, welche im 20. Jahrhundert wachsende Anerkennung erfuhren. Rudolf Steiner entwickelte einen Erkenntnisweg, der jeden Menschen ein freies vernunftgeleitetes Verhältnis zur real-geistigen Welt finden lässt. Er antwortete damit lange vor der «esoterischen» New Age-Bewegung auf ein spirituelles Grundbedürfnis der modernen Menschheit in einer Art, die der von Naturwissenschaft und Technik einseitig geprägten westlichen Zivilisation entspricht.