Apropos

2014, die Kriegsschuldfrage und die Atomenergie (Apropos 93)

Das Jahr 2014 wird ein Jahr der Erinnerungen an die «Urkatastrophe» des 20. Jahrhunderts – wie nicht nur Politiker den Ersten Weltkrieg nennen. Bemerkenswert ist, dass die «Schuldfrage» in letzter Zeit nicht mehr so beantwortet wird, wie das hundert Jahre üblich war. Das zeigt nicht nur das 896-seitige Werk Die Schlafwandler des australisch-britischen Historikers Christopher M. Clark (siehe S. 10), sondern etwa auch die große Konferenz am Münchner Institut für Zeitgeschichte, die im vergangenen November stattfand. Die neue «Formel» zum Ersten Weltkrieg, «auf die sich ein Konsens der Historiker stützt, könnte stark verkürzt lauten: Es war nicht das Deutsche Kaiserreich, das diesen Krieg entfesselte, sondern alle europäischen Großmächte hatten gleichermaßen einen großen Anteil an der Katastrophe», stellt der Historiker Jasper von Altenbockum fest1. Ein anderer meint: «Eine stabile Weltordnung ging aus den Kriegsereignissen nicht hervor. Im Gegenteil: Die Pariser Friedensbeschlüsse bildeten den Auftakt zu einer Serie von Katastrophen, die oft erst nach 1989 ein Ende fanden. Manche Regionen wie der Nahe Osten leiden noch heute unter den Folgen von 1919.»2 Der erwähnte von Altenbockum urteilt weiter: «Die Verfechter der europäischen Integration werden daraus den Schluss ziehen (…), dass nichts so gut und dauerhaft den Europagedanken rechtfertigt wie diese gemeinsame Verantwortung, die damals versagte und Europa nach dem Zweiten Weltkrieg angesichts einer unfassbaren Selbstzerstörung zu einem Projekt physischen und kulturellen Überlebens werden ließ.»1 Andere werden fragen: Warum wurde die Schuldfrage so lange und fälschlicherweise zu Lasten Deutschlands beantwortet? …

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