Europäer Oktober 2012 (Jg 16 / Nr. 12)

24.09.2012

Editorial:
Wie angloamerikanische Plutokraten Europa lenken 

«Das einzig Wirkliche sind die einzelnen Individuen»
Ein Interview mit Jacques Le Rider

Benedictus als Repräsentant einer christlichen Geistesführung
Vortrag von Charles Kovacs

Das Mysterienlicht in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Frank von Zeska

Neues zur Michaelschule
Marcel Frei / Thomas Meyer

Weltschuldenkrise und soziale Dreigliederung
Nicholas Dodwell

Apropos 83
PDF: A-Werk-Krüppel, Bio-Milch und gesundende Erde
Boris Bernstein

Kalender

Mitt Romney und die Mormonen
Andreas Bracher

Der €uro als Treibsatz zur Bildung des «Einheitsstaates»
Franz-Jürgen Römmeler

«Ich lasse dich nicht gehen, wenn du mich nicht segnest»
Aus der Leitsatzarbeit Rudolf Steiners
Christin Schaub

Leserbriefe

Rätsel

 

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Europäer Oktober 2012 (Jg. 16 / Nr. 12)

 

 


Kategorie: Europäer-Archiv

Wie angloamerikanische Plutokraten Europa lenken

20.09.2012

Am 4. September strahlte Arte-TV einen bemerkenswerten Dokumentarfilm mit dem Titel Goldmann- Sachs – Eine Bank lenkt die Welt* aus. Mario Draghi, ein früherer Goldmann Sachs-Mitarbeiter, heute Chef der EZB, heißt die Politik dieser Bank ausdrücklich gut, obwohl sie Griechenlands Schulden heruntertrickste, um das Land EU- resp. Euro-fähig zu machen, und sich dann an seiner voraussehbaren Pleite bereicherte.

Draghis Vorgänger Jean-Claude Trichet verstummte auf die Frage eines Journalisten, was Draghi von diesen betrugs-kriminellen Machenschaften von Goldmann Sachs gewusst habe – wie auf ein verabredetes Zeichen hin. Die zur Zeit wohl mächtigste Bank der Welt hat nur ein Ziel: unlimitierte Bereicherung, um jeden Preis, das heißt egal, auf wessen Kosten.

Draghis am 6. September bekanntgegebener Beschluss, dass die EZB unlimitiert Staatsanleihen aufkaufen kann, muss auch vor dem Hintergrund gesehen werden, wie Goldmann-Sachs Griechenland hereinlegte. Soll das nun mit der ganzen Euro-Zone geschehen?

Es sollte nicht vorausgesetzt werden, dass Draghi an einem viel umfassenderen «Verlustgeschäft» im Sinn von Goldmann-Sachs kein Interesse hätte.

Rudolf Steiner sprach in einer undatierten, aber wohl vom Dezember 1917 stammenden Aufzeichnung von «angloamerikanischen Plutokraten», welche sich der «beweglichen kapitalistischen Wirtschaftsimpulse» zu Machtzwecken zu bedienen wissen.

Und im selben Epochejahr 1917 betonte Steiner: «Mitteleuropa muss in einem richtigen wirtschaftlichen  Konkurrenzverhältnis zu England bleiben und darf nicht in ein wirtschaftliches Abhängigkeitsverhältnis kommen.» Aus heutiger Sicht ist zu ergänzen: Erstens sind an die Stelle Englands die USA getreten. Zweitens ist die zu vermeidende Abhängigkeit Faktum geworden. Allein die Ernennung des Goldmann Sachs-Mannes Mario Draghi zum Chef der europäischen Zentralbank dokumentiert diese Tatsache. Seine am 4. September vorgestellte Wundertüte – durch unlimitierten Ankauf von Staatspapieren durch die EZB – könnte sich für die Euro-Länder über kurz oder lang als finanztechnische Büchse der Pandora erweisen.

An ihr werden nur die verdienen, die sie konstruiert haben. Der grenzenlose Mammonismus des US-Bankensystems hat vom Finanzplatz Europa Besitz ergriffen. Dass die Europäer ihren wirtschaftlichen Unabhängigkeitswillen, für dessen Aufrechterhaltung Steiner wirkte, nun irreversibel zu begraben scheinen, können sie nur sich selbst zuschreiben. Doch die Folge ist fatal: Das Fernziel einer allmächtigen Weltregierung, wie es Winston Churchill vorschwebte, kann auf dem Grab, das Europa seiner wirtschaftlichen – und mittelbar auch seiner geistigen – Unabhängigkeit schaufelte, umso leichter errichtet werden.

«Kritiker werfen dem europäischen Lobby-Netzwerk der amerikanischen Bank Goldman Sachs (GS) vor, wie eine Form der Freimaurerei zu funktionieren. In unterschiedlichem Maße sind der neue Präsident der Europäischen Zentralbank Mario Draghi, Italiens designierter Regierungschef Mario Monti und Griechenlands neuer Ministerpräsident Lukas Papademos Galionsfiguren dieses enggestrickten Netzes.» So schrieb bereits vor einem Jahr der französische Journalist Marc Roche in Le Monde (15. 11. 2011), Co-Autor des eingangs erwähnten Arte-Films. Endgültiger Untergang europäischer Unabhängigkeit oder Neubesinnung auf wirkliche europäische Werte, wie sie etwa im folgenden Interview mit dem französischen Kulturschaffenden Jacques Le Rider zur Sprache kommen? An diesem entscheidenden Wendepunkt ist die europäische Entwicklung angelangt.

Thomas Meyer

* http://videos.arte.tv/de/videos/goldman-sachs-eine-bank-lenkt-die-welt–6894428.html


Kategorie: Editorial

A-Werk-Krüppel, Bio-Milch und gesundende Erde (Apropos 83)

16.09.2012

«Folgen der Katastrophe in Fukushima: Radioaktive Strahlung verkrüppelt Schmetterlinge» – so fassten Agenturmeldungen eine wissenschaftliche Untersuchung von Forschern der Ryukyu-Universität in Okinawa1 zusammen. Die Meldung machte zwar weltweit die Runde, wurde aber nur nebenbei unter «ferner liefen» veröffentlicht. Dabei ist sie wichtig, weil sie belegt, dass Atomkraftwerke Genschäden verursachen können, die vererbt werden. Denn Schmetterlinge aus der Umgebung des japanischen Atomkraftwerks von Fukushima weisen Missbildungen auf, die sie an ihre Nachkommen weitergeben: Rund zwölf Prozent der untersuchten Schmetterlinge, die im Larven-Stadium der in Fukushima ausgetretenen Radioaktivität ausgesetzt waren, hatten Missbildungen wie kleinere Flügel oder Deformationen an den Augen. Die Forscher züchteten die Insekten in einem Labor weiter. Dabei zeigten 18 Prozent der Nachkommen ebenfalls Mutationen. In der dritten Generation stieg der Anteil der Tiere mit Missbildungen sogar auf 34 Prozent – obwohl eines der Elternteile jeweils aus einer anderen Population stammte. Sechs Monate nach dem Fukushima-Unglück fingen die Forscher erneut 240 Schmetterlinge in der Region um das AKW. 52 Prozent von deren Nachkommen wiesen Missbildungen auf. Die Untersuchungen belegten klar, dass die in Fukushima freigesetzte Radioaktivität das Erbgut der Schmetterlinge geschädigt hat. Den Zusammenhang zwischen Radioaktivität und Missbildungen der Schmetterlinge konnten die Forscher ebenfalls aufzeigen. Sie haben auch gesunde Schmetterlinge geringen Strahlendosen ausgesetzt. Die Ergebnisse waren vergleichbar. Schmetterlinge gelten als guter Bioindikator, weil sie schnell auf Umweltveränderungen reagieren.

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Kategorie: Apropos